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Bioenergie Mausdorf
 

» Idee: Bioenergie Mausdorf

Die nur teilweise nutzbare Wärme der Biogasanlage Mausdorf sowie die Notwendigkeit zur effizienten Beheizung des Dorfgemeinschaftshauses waren die Auslöser, ein Nahwärmenetz zu verwirklichen. Nur durch eine intakte Dorfgemeinschaft war es möglich, von den bis dahin ausschließlich individuellen Hausheizungen auf ein zentrales Wärmenetz umzustellen. 2009 wurde mit der Konzeption des Wärmenetzes begonnen, von dem zwischenzeitlich 26 Teilnehmer (bei ca. 50 Häusern) ihre Wärme beziehen. Sämtliche Abnehmer haben sich in der Bioenergie Mausdorf GBR zusammengeschlossen, um dieses Projekt zu realisieren. Fast ausschließlich durch Eigenleistungen, von der Planung bis zur praktischen Umsetzung, wurde die Anlage realisiert. An die Biogasanlage wurde eine Hackschnitzelheizung angegliedert, welche die Versorgungssicherheit in Kombination mit der Prozesswärme der BHKW gewährleistet.

» Projektierung: Bioenergie Mausdorf

Theoretisch ist ein Wärmenetz relativ einfach. Man pumpt warmes Wasser von einem Wärmeerzeuger in die Haushalte und dort erwärmt der Heizkörper die Wohnung. Wie bringe ich jedoch Bürger, die im Dorf seit Generationen eine eigene Heizung, ob nun Holz, Öl oder Gas betrieben haben dazu, sich auf eine zentrale Heizungsversorgung einzulassen. Hier waren viele Gespräche und Versammlungen notwendig, um die Vorteile eines Nahwärmesystems zu vermitteln. Ein wichtiger Punkt ist dabei, dass nicht irgendeine Firma die Wärme liefert sondern eine gemeinsam gegründete transparente Gesellschaft. Hier wurde eine GBR gegründet, in der alle Abnehmer gleichzeitig Gesellschafter sind. Auf Basis einer „non profit“ Gesellschaft werden keine Gewinne erwirtschaftet sondern lediglich die Kosten für Heizmaterial, Anschaffungskosten etc. als Ausgaben bei der Heizkostenermittlung herangezogen.
Weiterhin war es wichtig, dass Teilnehmer mit eigenem Wald weiterhin ihr Holz einbringen können. Die Anlieferung des Holzes an einem Sammelplatz, welches dann gegen entsprechende Bezahlung von der Gesellschaft weiter verarbeitet wird, überzeugte die Teilnehmer. Es konnten viele Bürger, aber leider nicht alle, überzeugt werden.
Drei „Geschäftführende Gesellschafter“ führten letztlich das Projekt aus. Die Geschäftsführung bestand aus einem Elektroingenieur, einem Maschinenbauingenieur und einem Landwirt mit Projekterfahrung. Durch dieses Team erfolgte die vollständige Projektierung, die sich bei den vorhandenen örtlichen Gegebenheiten als schwierig herausstellte. Der Straßenkörper sollte möglich unangeastet bleiben. Anfängliche Gedanken bezüglich der Realisierung der Leitungsverlegung mittels Spülbohrungen wurden verworfen, da zu viele Hindernisse wie Fels, Kanäle,Leitungen etc. zu erwarten waren. Unter den Mausdorfer Voraussetzungen war eine Umsetzung nur unter Einbeziehung der Förderung über die KFW möglich, die hauptsächlich das Leitungsnetz begünstigt. Das Zugeständnisse vieler Bürger, die Verlegung auf Privatgrund durchführen zu lassen, führte zu einer deutlichen Aufwands- und Kostenreduzierung. Ebenso ist hier das Entgegenkommen der Gemeinde zu erwähnen, die einvernehmlich die Verlegung auf gemeindlichem Gebiet gestattete.
Erste Grobplanung des Wärmenetzes

Als weitere große Herausforderung galt es die Wärmeerzeugungseinrichtung zu projektieren. Oberstes Ziel war es, die Prozesswärme der Biogasanlage soweit möglich dem Wärmenetz zur Verfügung zu stellen. Als technisch sinnvollste und kostengünstigste Lösung wurde als Heizzentrum ein in die Gebäude der Biogasanlage integrierter Heizraum mit einem additiven Hackschnitzelkessel ausgewählt. Der 850 KW Heizkessel liefert die Grundlast und wird je nach Wärmeanfall durch die Prozesswärme unterstützt. Ein Wärmespeicher von 30 Kubikmeter trägt zur optimalen Nutzung der Biogaswärme bei. Nachdem der Wärmeentzug weder den Biogasprozess noch die bereits vertraglich gebundenen Partner der Biogasbetreiber beeinträchtigen durften, waren komplexe Regelungen notwendig, die von der Gesellschaft selbst entwickelt wurden.
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» Realisierung: Bioenergie Mausdorf

Der Budgetansatz sowie die damit ermittelten und zugesagten Heizkosten gingen von einer hohen Eigenbeteiligung der Teilnehmer aus. So konnte die Verlegung des Leitungsnetzes fast ohne fremde Arbeitskräfte gestemmt werden. Der Einsatz der eigenen Baumaschinen führte ebenso zur deutlichen Kostensenkung. Bei vollständiger Vergabe dieser Arbeiten ließe sich ein solches Projekt nicht wirtschaftlich darstellen. Nachdem ein großer Teil der Bürger beteiligt war, entstand eine Situation an Zusammengehörigkeit, die es lange nicht mehr gegeben hatte. Das gemeinsame Ziel schweißte die Menschen wieder zusammen. Es waren harte, aber auch schöne Wochen, in denen viel gesprochen und gelacht wurde. Es ist zu hoffen, dass diese Zusammengehörigkeit bleibt. Die Verlegung des Netzes erfolgte ausschließlich in offener Bauweise. Mit vielen flinken Händen waren die Bürgersteige aber schnell geöffnet und wieder verschlossen, so dass nach der Maßnahme kaum etwas von dem Eingriff zu sehen ist.

Die Fläche für den Heizraum wurde von der BiGa gemietet. So konnte auf den Bau von eigenen Gebäuden verzichtet werden. Die Erstellung des Heizraumes erfolgte vollständig in Eigenleistung. Ebenso konnte die steuerungstechnische Zusammenführung der Systeme dank eigenem Know-How selbst realisiert werden. Die Schweißarbeiten sowie die Aufstellung der Heizung wurde an Fachfirmen vergeben.

Es mussten Lösungen gefunden werden, um ca. 1000 Kubikmeter Hackschnitzel jährlich zu verarbeiten. Die Unterbringung einer solchen Menge unmittelbar an der Heizung schien aufwändig. Nachdem bekannte Lösungen nicht praktikabel erschienen wurde eine individuelle Lösung erarbeitet. Das aufgelassene Fahrsilo eines Landwirtes wurde überdacht und dient jetzt als zentrale Lagerstätte der Hackschnitzel.

An der zentralen Heizanlage befindet sich lediglich ein Vorratsbehälter von ca. 5 Kubikmeter, in den über einen eigens dafür konzipieren 45 Kubikmeter Container, bedarfsgesteuert, die Hackschnitzel eingebracht werden. Dieses Volumen reicht für mindestens 7 Tage bei extremen Minusgraden, so dass vertretbare Tauschzeiten entstehen. Damit konnte auf den Bau eines großvolumigen Gebäudes verzichtet werden.

Die Anlieferung des Holzes erfolgt zum großen Teil durch die Teilnehmer auf einem Holzsammelplatz. Hier wird dann nach Bedarf zentral das Holz gehäckselt, wobei die Einzelmengen der Teilnehmer erfasst werden können.

» Resümee: Bioenergie Mausdorf

Das Projekt hat von allen Beteiligten einen großen Einsatz erfordert. Nur mit unermüdlichem Willen zum Erfolg wurde etwas geschaffen, auf das die Bürger stolz sein können und das sind sie auch.
Insbesondere der Aspekt der allseits geforderten regionalen Kreisläufe ist bei dieser Anlage als vorbildlich zu bezeichnen. Der Ort ist zur althergebrachten Energieform Holz zurückgekehrt, jedoch mit dem für uns gewohnten Komfort. Der soziale Aspekt des Zusammenhalts und des Gemeinschaftssinns trägt maßgeblich zur Förderung der Dorfgemeinschaft bei.

» Durch das Nahwärmenetz werden jährlich 150.000 l Heizöl äquivalent ersetzt
» Dies entspricht einer CO2 Reduzierung von 160 Tonnen pro Jahr

» Öffentlichkeitsarbeit: Bioenergie Mausdorf

Die Darstellung des Projektes in der Öffentlichkeit wurde auch hier intensiv betrieben. Es sollte gezeigt werden wie die Umsetzung eines solchen Projektes realisierbar ist. Nachdem es sich um individuelle Anlagen handelt sind Interessenten auf jede Hilfe angewiesen. So wurde auch die Mausdorfer Anlage bereits von vielen Dorfgemeinschaften mit ähnlichem Ansinnen besucht. Die Internetseite www.bioenerie-mausdorf.de befindet sich derzeit im Aufbau. Im eigens entwickelten Logo sind die Energielieferanten Holz und Biomasse dargestellt. Die „ankommende Wärme“ sollte jeden Hausbesitzer erfreuen.

 

Mit Beteiligungen wie hier am „Tag der erneuerbaren Energien“ soll den Bürgern gezeigt werden, wie eine Energiewende praktisch umzusetzen ist. Das Interesse war insbesondere 2011 groß.